Pressemitteilung zum World Café am 17.10.17 in Wuppertal

Individueller Wohnraum für Menschen mit Behinderung

Menschen mit Behinderung wollen wohnen wie andere Menschen auch. Das Projekt „Wohnen selbstbestimmt“ unterstützt diese Bestrebungen in Nordrhein-Westfalen.

Menschen mit Behinderung fordern Alternativen zum Wohnheim. Das Projekt „Wohnen selbstbestimmt“ sucht realisierbare Wohnkonzepte und treibt deren Umsetzung voran.

Durchgeführt wird das Projekt von der Stiftung Bethel und der Lebenshilfe NRW, gefördert durch die Stiftung Wohlfahrtspflege. Die wissenschaftliche Federführung liegt beim Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE) des Universitätsklinikums Köln.

An gesetzlichen Grundlagen für selbstbestimmtes Wohnen mangelt es nicht. Laut UN-Behindertenrechtskonvention haben Menschen mit Behinderung das Recht, „ihren Aufenthaltsort zu wählen und zu entscheiden, wo und mit wem sie leben und sind nicht verpflichtet in besonderen Wohnformen zu leben“. Auch das neu in Kraft getretene Bundesteilhabegesetz (BTHG) unterstreicht das Recht auf individuelles, bedarfsgerechtes Wohnen.

Die Realität sieht allerdings noch anders aus: Menschen mit Behinderung, insbesondere mit komplexen Behinderungen und hohem Unterstützungsbedarf leben in aller Regel in Wohnheimen, unabhängig davon, was sie sich wünschen. Zwar existieren in NRW diverse kleinere Wohnprojekte, die den Weg vom Wohnheim hin zum „normalen“ Wohnen erprobt haben. Doch sie bilden die Ausnahme.

Warum hält sich noch hartnäckig die klassische 24er-Wohnheim-Norm und wie könnte dieser nicht mehr zeigemäße Wohnstandard verändert werden?

Am 17. Oktober 2017 findet dazu eine Fachveranstaltung statt. Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen sich dieser Frage im Rahmen eines „World Cafés“ in der CVJM-Bildungsstätte Bundeshöhe in Wuppertal. Eingeladen sind Experten aus unterschiedlichsten Bereichen: unter anderem Vertreter der beiden Landschaftsverbände, soziale Hilfsorganisationen, Architekten und natürlich Experten in eigener Sache, also Menschen mit Behinderung. An moderierten Themen-Tischen diskutieren die Anwesenden beispielsweise über die Finanzierung von oder die begrenzte Zahl an geeignetem Wohnraum. Auch die Haltung der sozialen Träger und des sozialen Umfelds kommt zur Sprache. Und nicht zuletzt die Einstellung der Angehörigen. Manchmal sind sie es, die an überkommenen Heimstrukturen festhalten. „Mein Papa sagt, ich vergesse in meiner eigenen Wohnung dann das Schneeschippen. Dann rutscht jemand aus und ich komme ins Gefängnis“, berichtete der 27-jährige Gabriel* – Experte in eigener Sache – beim ersten World Café Ende September in Hamm von den Sorgen seiner Eltern.

Lassen Sie uns gemeinsam zukunftsfähige Grundlagen für ein selbstbestimmteres Wohnen schaffen!

Startschuss zum Projekt „Wohnen selbstbestimmt“ war der 1. Juni 2017. Insgesamt gliedert sich das Projekt in drei Phasen, verteilt über rund eineinhalb Jahre. Alle weiterführenden Informationen über das Projekt erhalten Sie auf dieser Webseite.

*Name geändert

Ansprechpartner:

Detlef Hülsmann, Stiftung Bethel, Tel. 05241 21138-51, detlef.huelsmann@bethel.de
Christine Schäfer, Stiftung Bethel, Tel. 0231 534250-151, christine.schaefer@bethel.de

Bild: (Copyright: Christoph Illigens)